Promovierter Papa

Papasein

Papasein

Heute ist Vatertag. Mein zweiter als Papa und der erste, den ich bewusst als solchen wahrnehme. Denn letztes Jahr war alles noch so neu und irgendwie auch unwirklich. Ich, Papa? Das kann ja gar nicht sein. Und doch stimmt es.

Ok, es geht mir dieses Jahr nicht viel anders. Denn das letzte Jahr ist einfach wie im Flug vergangen – kurzen Nächten und leichter Dauerüberforderung sei dank. Aber es war auch das schönste Jahr seit langem, wenn nicht überhaupt. Die gemeinsame Zeit mit dem Puck ist einfach das Schönste, was es gibt. Und sie lässt einen die nicht so schönen Seiten des Papaseins (oder Mamaseins) sofort vergessen. 

Deshalb bin ich froh, dass ich es geschafft habe, noch kurz vor Puckis Geburt meine Promotion zu verteidigen und meine "Ausbildung" abzuschließen. Noch froher bin ich allerdings, dass ich mir anschließend nicht sofort einen Job gesucht habe, sondern mich dazu entschlossen habe, erstmal zu Hause zu bleiben. Das "erstmal" habe ich dann ganz schnell gestrichen. Was  die Forschung und die Ingenieurslaufbahn angeht, so bin ich im wahrsten Sinne des Wortes "aus"-gebildet. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen und ich kann mir aktuell nicht vorstellen, jemals wieder etwas in dieser Richtung zu machen. 

11 Jahre vergeudete Lebenszeit? So würde ich es nicht ganz bezeichnen, denn ohne diesen Weg wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin und würde vielleicht eine andere Entscheidung treffen. Körperlich und auch mental hat mich die Zeit allerdings einiges gekostet, was ich nie zurückbekommen werde. Deshalb bin ich umso überzeugter, in Zukunft alles anders zu machen.

Das alte Familienbild von der Mutter, die sich daheim um die Kinder kümmert während des Vater den ganzen Tag arbeitet und am besten die Kinder nur am Wochenende oder im Urlaub sieht, ist doch längst überholt. In unserer Beziehung sind von Anfang an beide gleichberechtigt – und das sollte sich auch in der Kindererziehung widerspiegeln. Wir wollen uns beide beruflich verwirklichen (allerdings in einem Beruf, der uns Spaß macht) und zum Familienunterhalt beitragen. Und natürlich wollen wir uns beide um den Puck kümmern, Zeit mit ihm verbringen und sehen, wie er aufwächst. Die Lösung: Mama und Papa arbeiten beide selbstständig in Teilzeit von zu Hause aus. Das funktioniert jetzt seit 14 Monaten ziemlich gut. Natürlich ist es manchmal schwierig, wenn beide gleichzeitig Deadlines zu erfüllen haben und dann dank Corona nicht mal die Oma zum Babysitten kommen darf. Aber auch das schafft man irgendwie. Alles besser als in irgendeiner Anstalt 40-60h die Woche am Hamsterrad zu drehen und sein Kind nicht zu sehen.

Vielleicht hat die Corona-Krise so gesehen auch etwas Gutes. Viele Firmen haben zum ersten Mal gesehen, dass Home-Office möglich und sogar eine ziemlich gute Lösung ist. Und viele Eltern – vor allem auch Väter – haben gemerkt, wie schön es sein kann, mehr von seinem Kind zu haben. Vielleicht muss es erst schlechter werden, bevor es besser wird. Und vielleicht wird in den nächsten Monaten in unserer Gesellschaft einiges besser. Ich drücke die Daumen :)

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